Das Akutaping ist eine Weiterentwicklung des Kinesiotapings, welches von dem japanischen Arzt und Chirotherapeuten Kenzo Kase erstmals in den siebziger Jahren entwickelt und beschrieben wurde.Im Gegensatz zu den bis dahin üblichen Methoden des Tapens und Bandagierens entwickelte Dr. Kenzo Kase ein elastisches Tape. Dieser elastische Tape-Verband hat eine Eigenelastizität von ca. 10-20%. Je nach Zugkraft kann das Tape auf 120-140% ausgedehnt werden.
Dieses Tape wird meist über vorgedehnte Körperareale geklebt (meistens Gelenke). Dort wo keine Vordehnung möglich ist, wird der Tape-Verband selbst vorgedehnt.
Die Wirkungsweise erklärt sich zum Teil darüber, dass die Haut an diesem Tape-Verband haften bleibt und dann bei Bewegungen permanent gegen das Unterhautgewebe verschoben wird. So entsteht bei natürlichen Bewegungen eine dauerhafte Verschiebung der Haut gegen das Unterhautgewebe. Dies ist einer Eigenlymphdrainage bzw. Bindegewebsmassage gleich zu setzen. Weiter kommt es durch die Reizung bestimmter Rezeptoren zur Aktivierung körpereigener Schmerzreduktionssysteme. Durch diese Beeinflussung der Rezeptoren erreicht man meist eine sofortige Verbesserung des Schmerzzustandes. Ebenfalls stellt sich schnell eine besseres Bewegungsggefühl der getapten Gelenke ein.
Durch eine Druckreduktion in den Geweben unterhalb der Tape-Verbände kommt es zu einem beschleunigtem Lymphstrom. Dadurch wird ein evtl. vorhandenes Lymphödem schneller abgebaut. Über den beschleunigten Lymphstrom wird zusätzlich eine antientzündliche Wirkung hervorgerufen.Beim Akutaping erfolgt das Kleben der entsprechenden Tapes nach den Überlegungen der Akupunktur und der traditionellen chinesischen Medizin. Erstmals werden hier Tapes für bestimmte Akupunkturpunkte beschrieben (z. B. Dickdarm Di4-Tape, Leber Le3-Tape). Dadurch entscheidet sich die Methode des Akutapings deutlich von der Methode des von Kenzo Kase beschriebenen Kinesiotapings.
Dementsprechend wird das Indikationsspektrum beim Akutaping auch erweitert. Neben Schmerzzuständen lassen sich prinzipiell alle anderen Erkrankungen, die im Sinne der Akupunktur behandelbar sind, ebenfalls mit Akutaping therapieren (z. B. Allergien, chronische Nasen-Nebenhöhlen-Entzündungen, abdominelle Beschwerden, Verdauungsbeschwerden, funktionelle Erkrankungen, psychosomatische Erkrankungen, Asthma, entzündliche Darmerkrankungen, Tinitus, Lähmungen bei Zustand nach Schlaganfall, Regelbeschwerden, Neuropathien und Erkrankungen während der Schwangerschaft).
Erste Erfahrungen mit der Kombination von Akupunktur und Akutaping zeigen gute Ergebnisse. Die Vermutung liegt nahe, dass die Kombination beider Verfahren von den Langzeitergebnissen günstiger zu beurteilen ist.
Erstmalig wird die Anwendung im Vorsorgebereich beschrieben. Dies gilt insbesonders im Rahmen der Sportmedizin. Hier hat sich das Tapen „empfindlicher“ Gelenke vor sportlichen Betätigungen bewährt. Zu nennen sind z. B. das Tapen der Kniegelenke vor Langstreckenläufen. Es ist davon auszugehen, dass die Verletzungsgefahr durch das prophylaktische Tapen der entsprechenden Gelenke reduziert werden kann.
WIRKRICHTUNGEN DES AKUTAPINGS
Wie bei der Akupunktur können zerstörte Strukturen durch Akutaping nicht geheilt werden. Fast immer zeigen strukturelle Zerstörungen auch begleitende Dysfunktionen. Diese begleitenden Dysfunktionen lassen sich jedoch gut mit Akutaping beeinflussen.Das Akutaping reguliert gestörte Funktionen, wie Regulation des Muskeltonus (entspannend oder tonisierend) oder Regulation psychovegetativer Störungen. Es wirkt zudem zur Immunmodulation, Entzündungshemmung, Abschwellung (Förderung des Lymphflusses)und zur Durchblutungsförderung.