Hüfte

Arthrose der Hüfte = Coxarthrose

Allgemein

Unter Hüftarthrose (Coxarthrose) versteht man alle sog. Degenerativen Erkrankungen des Hüftgelenkes, die mit Verlust des Gelenkknorpels, Knochenveränderungen, entzündlichen Reaktionen der Gelenkschleimhaut einhergehen. 

Die Arthrose der Hüftgelenke hat vielfältige Ursachen. Zu Beginn der Erkrankung werden die Schmerzen meist als Belastungsabhängig angegeben.

Therapie

Die konservativen Maßnahmen reichen von Krankengymnastik, physikalischer Therapie, Stoßwellenbehandlung, Akupressur, Akupunktur, Magnetfeldtherapie, Infiltrationen mit Hyaluronsäure, Infiltrationen mit Lokalanästhetikum, Gabe von Analgetika und Antiphlogistika. Im fortgeschrittenen Stadium hilft nur die operative Therapie.

Bei der operativen Therapie können gelenkerhaltende von gelenkersetzenden Eingriffen unterschieden werden. Gelenkerhaltende Eingriffe kommen bei einigen zugrunde liegenden Präarthrosen des Hüftgelenkes in Betracht. Sie können im Frühstadium ein Voranschreiten der Erkrankung aufhalten oder verzögern. Beispiele sind Beckenumstellungen bei Hüftdysplasie und Umstellungen des Schenkelhalses bei Ablösungserkrankungen der Wachstumsfuge des Heranwachsenden.

Der künstliche Hüftgelenksersatz kann mittlerweile mit sehr zuverlässigen und dauerhaften Ergebnissen aufwarten. Der Gelenkersatz am Hüftgelenk gehört zu den häufigsten orthopädischen Eingriffen überhaupt. Lange wurde versucht, den Zeitpunkt bis zum Gelenkersatz möglichst lange hinauszuzögern. Die Nachteile dieses Vorgehens sind in der vermehrten Einsteifung des Gelenkes mit Kontrakturen und Muskelabbau zu sehen und in der Einschränkung der Belastbarkeit und Berufsfähigkeit. Durch die Entwicklung zementfrei fixierter Endoprothesen, kleinerer Implantate und wesentlich verbesserter Materialien (geringerer Abrieb) werden heute auch jüngere Patienten mit einer Endoprothese versorgt. Mittlerweile steht eine große Palette ganz unterschiedlicher Endoprothesen für die individuelle Situation des Patienten zur Verfügung. Die Verankerung im Knochen kann zementfrei, zementiert und als Hybrid Lösung erfolgen.

Prothesenformen und -materialien

Die einzelnen Schaftmodelle unterscheiden sich in einer Vielzahl von Parametern, wie z. B.

  • Material (Titan und dessen Legierungen/ Kobaltbasislegierungen/ Stahl)
  • Zementiert/ ZementfreiBeschichtung (Reintitan/ Hydroxilapatit)
  • Oberflächenstruktur (Mikro-/ Makrostrukturierung)
  • Schafthalswinkel (CCD-Winkel)Form (Kurzschaft, Geradschaft, anatomischer Schaft)
  • Abstand des Drehzentrums zur Schaftachse

Bei den Gelenkpfannen wird prinzipiell zwischen zementierten und unzementierten unterschieden, wobei die zementierten Varianten zumeist als Polyethylen-Monoblockvarianten existieren, während die zementfreien Pfannen eine metallische Pfannenschale aufweisen und durch Pressfit-Verankerung oder als Schraubenverankerung implantiert werden.

Als Gleitpaarung (Pfanneninlay/ Prothesenkopf) können eine Vielzahl von Materialien in Kombinationen zum Einsatz kommen, welche untereinander Vor- und Nachteile besitzen. Standardmäßig werden vor allem Polyethylen (PE), Keramik, PE-Metall, Metall-Metall und Keramik-Keramik genutzt.

Zementfreie Endoprothetik an der Hüfte

Bei dieser Implantationstechnik wird durch eine entsprechende Vorbereitung des corticospongiösen Prothesenlagers mittels Fräsen (Pfanne der Prothese) oder sog. Impaktoren (Prothesenschaft)  nach dem anschließenden Einbringen der Prothese ein Preß- oder Formfit erreicht. Durch diese „Verklemmung“ der Prothese wird eine Primärstabilität erreicht, welche ein sekundäres Einwachsen von spongiösen Knochenstrukturen ermöglicht. Eine sofortige Belastung der Prothese ist möglich. Mit dieser Verankerungsart ist eine gesunde Knochenmatrix eine Voraussetzung für gute Langzeitergebnisse. Beim Hüftschaft entscheidet das Design der Prothese über den Kraftfluß und somit über die Belastung des die Prothese umgebenden Knochens und dessen Umbauprozesse. Schenkelhals- und Kurzschaftprothesen leiten die Kraft schon im Bereich des Schenkelhalses ein, was zu einem deutlichen Zuwachs der Knochendichte in diesem Bereich zur Folge hat. Währen bei Geradschaftprothesen der Kraftfluß deutlich unter dem Schenkelhals liegt und es damit auf lange Sicht auf Grund der Inaktivität zu einem Knochenverlust im Bereich des Schenkelhalses und der  Trochanteren kommt.

Zementierte Endoprothetik an der Hüfte

Hier dient ein Kunststoff (Knochenzement) als Verbindung (interface) zwischen der Knochenmatrix und der Prothese. Nach ihrer Implantation kann die Prothese voll belastet werden. Diese Implantationstechnik erfolgt bei Patienten, bei denen auf Grund einer verminderten Knochenqualität/-dichte eine zementfreie Endoprothese nicht indiziert ist.

Hybridendoprothetik an der Hüfte

Hier wird eine Mischform von zementfreier und zementierter Endoprothetik angewandt, die die jeweiligen Vorteile der beiden Implantationstechniken miteinander verbindet. Die Hüftpfanne wird zementfrei implantiert, da sich Knochenstoffwechselstörungen mit Abnahme der Knochendichte erst spät im Bereich der Pfanne manifestieren. Der Schaft dagegen wird zementiert und erreicht durch den Knochenzement eine sofort belastbare Anbindung, sogar am bereits qualitativ geminderten Knochen. Eine Ausnahme bildet hier der Oberflächenersatz, hier wird die Kappe zementiert und die Gelenkfpanne zementfrei implantiert. Eine postoperative Vollbelastung ist hier möglich.

Hüftgelenksarthroskopie

Über einen 3 cm langen Hautschnitt (minimal invasive Gelenkdarstellung, arthroskopisch assistierte offset Chirurgie) wird an der Vorderseite des Hüftgelenkes mit Unterstützung von optischen Instrumenten das Gelenk dargestellt. Mittels Spezialinstrumentarium ist die Bearbeitung von Kopf und Pfanne in den einsehbaren Gelenkabschnitten möglich. Die Rekonstruktion des offsets (Versatzes) zwischen Hüftkopf und Schenkelhals erfolgt mit kleinen Fräsen. Auch können freie Gelenkkörper gut arthroskopisch mit Zangen entfernt werden.Zusatzmaßnahmen am Gelenkknorpel sowie am Labrum des Hüftgelenkes sind hier gut möglich. Das arthroskopisch assistierte Operationsverfahren ermöglicht in der Regel eine rasche postoperative Belastbarkeit.

Hüfttotalendoprothese

Standardmäßig kann der Zugang zum Hüftgelenk über mehrere Wege erfolgen, welche abhängig von der Schnittführung eine Lagerung des Patienten in Rücken- oder Seitenlage erfordern. Beim seitlichen (lateralen) Zugang kann der Patient sowohl in Rückenlage als auch in Seitenlage operiert werden. Hier liegt die Schnittführung über dem Bereich des großen Rollhügels (Trochanter major) und erfordert die Durchtrennung des Musculus tractus iliotibialis sowie einem Teil der Gesäßmuskulatur (Musculi glutaei medius et minimus). Beim hinteren (dorsalen) Zugang projeziert sich der Schnitt dorsal des Trochantermassives, was eine Seitenlagerung des Patienten erfordert. Auch hier müssen Muskeln (Musculus piriformis) abgelöst und später wieder refixiert werden.